Abschlussprojekt Modul 13
Baustatische Untersuchung eines Stahlgittermastes im Freileitungsbau

Durchhangsergebnisse und Toleranzen

Beurteilung der gemessenen Durchhänge - hier Messung in Feld 14-15

Nachdem aus den gemessenen Seilpunkten der Durchhang in Phasenmitte berechnet wurde, wird dieser und die Seiltemperatur zum Messzeitpunkt zur Rückrechnung der Seilzugspannung verwendet. Die Rückrechnung ist umso genauer je exakter die Seiltemperatur ermittelt wurde. Bei vom EVU in Auftrag gegebenen Nachtrassierungen wird zur exakteren Bestimmung der Leiterseiltemperatur eine Wetterstation zur Erfassung von Temperatur, Globalstrahlung, Windstärke, Windrichtung und Bewölkungsgrad benötigt. Zusätzlich wird beim EVU die zum Messzeitpunkt herrschende Stromstärke der einzelnen Stromkreise telefonisch ermittelt. Alle Parameter werden im Innendienst zur Berechnung der tatsächlichen Leiterseiltemperatur herangezogen. Hierfür muss auch das Seilalter und der Seiltyp bekannt sein.
Bei diesem Abschlussprojekt wird jedoch ein selbstgebautes Seilthermometer zur Erfassung der Seiltemperatur verwendet. Das Seil dieses Thermometers entspricht dem Seil der Freileitung (AL1/ST1A 243/39).
Nach der Rückrechnung kann die vorhandene Zugspannung für alle Seiltemperaturen berechnet werden. Zum Vergleich von geplantem und reguliertem Durchhang (dh) vergleiche ich die Grenzzugspannung SOLL und IST. Dies ist die Zugspannung bei einer Temperatur von -5°C und einfacher Eislast.

 Seil  Sigma G (SOLL)  Durchhang (SOLL)  Sigma G (IST)  Durchhang (IST)  Differenz (IST-SOLL)  Toleranzbereich
 A
 75.00 N/mm²
 5.01
 76.11 N/mm²
 4.94
 - 0.07
 -0.30/+0.10
 B
 75.00 N/mm²
 5.02
 75.46 N/mm²
 4.99
 - 0.03
 -0.30/+0.10
 C
 75.00 N/mm²
 5.05
 76.18 N/mm²  4.97
 - 0.05
 -0.30/+0.10
 D
 75.00 N/mm²
 5.06
 76.07 N/mm²  4.99
 - 0.07
 -0.30/+0.10
 E
 75.00 N/mm²
 5.02
 77.17 N/mm²
 4.88
 - 0.14
 -0.30/+0.10
 F
 75.00 N/mm²
 5.05
 76.54 N/mm²
 4.95
 - 0.10
 -0.30/+0.10
 G
 85.00 N/mm²
 5.03
 89.35 N/mm²
 4.79
 - 0.24
 -0.30/+0.10

Es fällt auf, dass alle Seile einen geringeren Durchhang als geplant haben bzw. einer höheren Zugspannung unterliegen. Dies ist darauf zurückzuführen dass die Seile bei der Seilregulage auf die Mitte des Toleranzbereichs einreguliert wurden - also auf -0.10! Der Toleranzbereich erstreckt sich von -0.30 bis +0.10. Es ist also schlechter wenn das Seil zu tief einreguliert wird, weil dadurch die Abstände zu den darunterliegenden Objekten geringer als geplant sind. Eine etwas höhere Zugspannung wird vom Mast ohne Probleme aufgenommen.
Bei der Regulage in diesem Abspannabschnitt wurden die Seile E und F auf der oberen Traverse zeitgleich reguliert, danach wechselten die Freileitungsmonteure auf die untere Traverse um die Seile A und D anzuziehen. Zum Schluss wurden die inneren Phasen B und C einreguliert. Das Erdseil/LWL wurde an einem anderen Tag reguliert. Beim Betrachten der Differenzen erkennt man die Seilpaare die zeitgleich reguliert wurden.

Die Abweichungen können u.a. folgende Gründe haben:
- geringe Unterschiede der geplanten und Tatsächlichen Feldlänge
- systematische und zufällige Messfehler
- Temperaturschwankungen
- minimale Änderungen der Seillänge beim Einbauen (Umbau von Rollen in Klemmen am Tragmast 14)
- minimale Vergrößerung des Durchhangs beim Entfernen der Montageleiter
- Einfluss der Traversenverjüngung am Abspannmast (wird in der Software FM-Profil nicht berücksichtigt)
- Einfluss der Überlotung des Abspannmastes (wird in der Software FM-Profil nicht berücksichtigt)
- geringe Verformung der Traverse (Schraubenschlupf etc.)
 
Jürgen Schäfer, HTZ07 - info@schaefer-bnt.de
Balthasar-Neumann-Technikum Trier